Von der Gründung im Jahr 1950 bis heute hat sich bei Eberle viel verändert.
Als Grafikbüro von Karl Eberle gegründet, entwickelt sich das ehemals „Grafische Atelier“ innerhalb von 7 Jahrzehnten und über 3 Generationen zur Eberle Werbeagentur für Brand Design und Communication mit Bio-Ausrichtung.
Eine Reise durch die Zeit: Zu unserem Jubiläum haben wir eine Auswahl aus Arbeiten der letzten 70 Jahre zusammengestellt und laden euch herzlich ein gemeinsam mit uns zurückzublicken – auf Ideen, Anzeigen, Grafiken und ein Stück Familiengeschichte.
Viel Freude beim Streifzug!
Dieses Jahr wäre Karl Eberle, Großvater der heutigen Geschäftsführer, 110 Jahre alt geworden. Zeit seines Lebens eignet er sich viele verschiedene künstlerische Fähigkeiten wie das Zeichnen, Illustrieren, Plakatmalen und die Kalligraphie an. Schon in der Volksschule ist „Zeichnen und Werken“ sein Lieblingsfach. In seinem Talent gleicht er den drei Brüdern Otto, Rudi und Max Eberle, die mit ihm von klein auf im Wettbewerb um die gelungenste Zeichnung stehen. Papier ist zu der Zeit sehr kostspielig, gemalt wird auf Schiefertafeln. Bei Eberhard & Söhne, einem Metallverarbeiter in Gmünd macht er von 1927 bis 1930 eine Ausbildung zum Ziseleur. Beim Zisellieren lernt er mit Hammer und Punze Verzierungen in Metall zu schlagen. Parallel zu seiner Lehre, besucht er 4 Semester die gewerbliche Schule, anschließend für 6 Semester die „Staatliche Höhere Fachschule Schwäbisch Gmünd“ und belegt die Fächer Zeichnen, Entwerfen und Modellieren. Während der Weltwirtschaftskrise arbeitet er für 1-2 Jahre im Kunstgewerbe-Museum Schwäbisch Gmünd als Kunst- und Ausstellungsmaler. Mit seiner Erfahrung im Plakatmalen und Illustrieren, bewirbt sich Karl 1932 beim frisch eröffneten Kaufhaus „WOHA“ als Dekorateur und Gebrauchswerber in Gmünd und lernt dort seine Frau Trude Stütz kennen. Seine große Liebe gilt außerdem dem Theater: Als Schauspieler, Grafiker und Kulissenmaler engagiert er sich leidenschaftlich vor und hinter der Bühne. Er spielt unter anderem bei 60 Aufführungen vom „Geiger von Gmünd“ mit, malt eine Vielzahl an Theaterkulissen und gestaltet unzählige Veranstaltungsplakate.
Wie zur damaligen Zeit üblich, werden auch verheiratete Männer und Väter eingezogen. Am 15 Mai 1939 beginnt Karl Eberles seinen Dienst als Reservist. Seine Kompanie wird in Frankreich, Polen und der Tschechoslowakei stationiert. 1942 bewirbt er sich für die „Frontbühne“, ein abendliches Unterhaltungsprogramm von Soldaten für Soldaten. Als Conférencier und Schnellzeichner veranstaltet er rund 2 Jahre mit einer 20-köpfigen Gruppe bunte Abende zur Unterhaltung der Truppen. Nach dem Krieg gerät Karl in Gefangenschaft, aus der er später gemeinsam mit einem Freund flüchten kann.
Zurück in Schwäbisch Gmünd wird Karl Eberle „Artist-Painter“ für die amerikanischen Besatzern und malt unter anderem „Heimatbilder“. Illustrationen, die sich in Amerika damals großer Beliebtheit erfreuen. Die Bilder zeigen romantisierte & stilisierte Alltagsmotive – zum Beispiel ein Mädchen, das am Brunnen steht und Wäsche wäscht. In dieser Zeit fertigt Karl außerdem Illustrationen für verschiedene Magazine und Zeitungen aus Stuttgart, Gmünd und Umgebung an. Hier unter anderem für „Kleines Stuttgarter Magazin“.
Karl Eberle meldet sein Grafikbüro in der Goethestraße 115 an. Dort entstehen Gebrauchsgrafiken und Werbemittel für die amerikanischen Besatzer und regionale Kunden wie Meygold oder Hörnlein. Die Arbeiten sind geprägt von Karl Eberles Zeichenstil – jede einzelne fertigt er von Hand.
Zahlreiche Cover für die Notenbücher vom Musikverlag Holzschuh entstehen: Traditionalistische „Heile-Welt“-Motive und die geschwungene barocke Schrift sind charakteristisch für diesen Stil der 50er-Jahre. Karl Eberle fertigt sie mit einer Ziehfeder an. Diese „reißt“ feine Linien direkt ins Papier und füllt sie mit Farbe –an den zwei Metallzungen vorne ist eine Stellschraube, an der Linienabstände genau
Mit Sohn Gerd Eberle, der das künstlerische Talent von seinem Vater geerbt hat, zieht auch ein neuer Zeitgeist bei Eberle ein. Bereits in jungen Jahren ist er vom Zeichnen fasziniert: Schon als 15-Jähriger gestaltet Gerd die Wand für den Taschenladen Meygold in Schwäbisch Gmünd. Er ist vielseitig: Seine Pferde-Skulpturen aus Metall dienen sogar als Vorlage für ein Logo. Als gelernter Einzelhandelskaufmann, Dekorateur und Schauwerbegestalter ist Gerd Eberle beides: führender Kreativ-Kopf und Werbe-Stratege des Grafikbüros. Durch ihn entwickelt sich das damalige Zwei-Mann-Büro immer weiter. Die Mitarbeiterzahl steigt kontinuierlich und weitere Kunden wie Bifora, Brandt, Steiff und WMF kommen dazu.
So lautet damals der Claim von Bifora. Der Uhrenhersteller aus Schwäbisch Gmünd ist zu der Zeit der VW unter den Uhren. 1951 bringt Bifora das erste deutsche Automatikwerk auf den Markt. Zwischen den 60ern und 70ern werden die Uhren in Schwäbisch Gmünd mit rund 1000 Mitarbeitern produziert – die größte deutsche Uhrenfabrik dieser Zeit.
Der heutige Geschäftsführer Bernd Eberle erinnert sich: „Mein Opa hat immer erzählt, dass sie sich Ziffernblätter zu den Uhren für die Prospekte ausgedacht haben und Bifora nach diesen Skizzen die Ziffernblätter produzierte. So gesehen war unser Opa auch Uhrendesigner.“ Jahrzehntelang gestaltet die Agentur Anzeigen und Plakate für Bifora – bis 1984 die Produktion in Gmünd eingestellt wird.