Retro Branding Retro Branding

von Stephen
09.10.2025

Retro Branding:
Wie Marken mit Geschichte Zukunft gestalten

Viele Logos wurden in den letzten Jahren vereinfacht. Flach, geometrisch, serifenlos. Das hat in Apps, Interfaces und Favicons geholfen, doch Einzigartigkeit ging dabei häufig verloren. Gleichzeitig greifen einige Marken wieder sichtbarer zu identitätsstiftenden Codes aus ihrer Geschichte. Diese Rückkehr ist kein Selbstzweck. Sie schafft Vertrautheit, gibt Orientierung und schärft das Profil. Genau hier setzt Retro Branding an.

 

Was unterscheidet Retro Branding von Nostalgie-Marketing?

Nostalgie-Marketing beschreibt den psychologischen Effekt, der durch Erinnerungsreize Selbstkontinuität und Zugehörigkeit fördert und Entscheidungen erleichtert. Dadurch steigt die Offenheit für Botschaften.

Retro Branding ist die gestalterische Umsetzung. Frühere Logos, Typografien, Farbklänge, Formen oder Claims werden reaktiviert und in ein zeitgemäßes System übersetzt. Kurz gesagt: Nostalgie ist die Wirkung, Retro ist das Werkzeug.

 

Warum Marken den Blick zurück suchen – Gründe und Vorteile des Rückgriffs auf alte Markencodes

 

Wie Markenikonen ihr Geschichte neu erzählen

Burger King hat eine umfassende Überarbeitung eingeführt. Logo, Schrift, Farben und Packaging erinnern an frühere Jahrzehnte, wirken aber klar und digital tauglich. Der Roll-out über Restaurant, Uniformen und App erzielte messbare Effekte. Laut eigenen Angaben verzeichnete Burger King nach dem Rebrand einen deutlichen Anstieg der Besuchsabsicht

Pepsi knüpft 2023 sichtbar an frühere Jahrzehnte an, setzt jedoch auf eine moderne Neuinterpretation mit neuer Typografie, angepassten Proportionen und einer erweiterten Farbpalette aus Electric Blue und Schwarz, welche an Neofarben der 80er Jahre erinnern.

Burberry hat ein Archivmotiv zurückgeholt. Die Wortmarke nutzt wieder Serifen. Das Equestrian-Knight-Emblem kehrte in moderner Form zurück und stützt eine sichtbare Betonung von Britishness.

Peugeot führt seit 2021 ein Wappen mit Löwenkopf. Der Look ist an frühere Logoentwicklungen angelehnt und signalisiert zugleich technologische Ausrichtung, etwa bei Elektrifizierung.

Diese Fälle eint ein Grundgedanke. Markencodes aus der Vergangenheit werden zu einer zeitgemäßen Gestaltungssprache verdichtet, das in digitalen
Umgebungen ebenso funktioniert wie am Produkt.

Retro Branding Beispiele Retro Branding Beispiele

Retro Branding richtig umsetzen:

Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine authentische Markenstrategie

Retro Branding bedeutet nicht, einfach ein altes Logo zu reaktivieren. Es geht um eine überzeugende Übersetzung in die Gegenwart. Fehlt diese Verbindung, wirkt der Rückgriff wie Kulisse. Gelingt sie, entsteht Wiedererkennbarkeit mit Relevanz.

Der folgende Prozess führt strukturiert zu einer belastbaren Entscheidung. Er hilft, Bedeutung vor Gestaltung zu stellen und Retro als Mittel zum Zweck zu steuern.

  1. Markenseele freilegen
    Welche Codes sind wirklich eigen und wiedererzählbar. Relevante Felder sind Formensprache, Farben, Typografie, Claims, Tonalität und gegebenenfalls Produktformen. Ziel ist eine kurze Liste an Assets, die Bedeutung tragen und heute lesbar sind.
  2. Ziel und Messgrößen festlegen
    Geht es um eine Identitätsentwicklung oder um eine zeitlich befristete Aktivierung. Eine Identitätsanpassung verlangt Konsistenz über alle Kontaktpunkte. Eine Aktivierung kann als limitierte Edition oder Kampagnenthema starten. In beiden Fällen braucht es klare KPIs wie Bekanntheit, Präferenz, Kaufabsicht und Absatz.
  3. Grad des Retro wählen
    Drei Stufen erleichtern die Entscheidung. Reproduktion ist die möglichst genaue Wiederauflage, technisch aktualisiert. Neuinterpretation überträgt Kerncodes sichtbar in die Gegenwart. Kreation schafft etwas Neues, das erkennbar von einer Epoche inspiriert ist. Diese Trennung macht Workshops konkret, weil sie über Geschmack hinausführt und Machbarkeit klärt.
  4. System bauen und Story erzählen
    Logo, Typografie, Motion, Sound, Packaging, Retail, App und Social brauchen Regeln, Beispiele und Templates. Erkläre, warum der Rückgriff sinnvoll ist.
  5. Ausrollen, testen und lernen
    Starte dort, wo Wirkung schnell sichtbar wird. Im FMCG-Umfeld eignet sich Packaging häufig am besten. Setze erste Maßnahmen in ausgewählten Märkten ein, beobachte Abverkauf und Rückmeldungen aus Handel und Community und justiere anschließend nach.

 

Wann Retro Branding nicht funktionieren – Risiken und Grenzen der Strategie

 

Wie Minimalismus und Retro Branding zusammenwirken

Der Trend zum Minimalismus bleibt richtig, wo Lesbarkeit, Eleganz und digitale Skalierbarkeit zählen. Retro Branding widerspricht dem nicht. Die besten Beispiele verbinden vertraute Marken-DNA mit klaren, modularen Systemen. Pepsi, Burberry und Peugeot zeigen, dass eine Rückkehr zu charakterstarken Codes und eine saubere digitale Nutzbarkeit gleichzeitig möglich sind. Das ist kein Rückschritt, sondern eine Fokussierung auf das Unverwechselbare.

 

Cracker Barrel: Lektionen aus einem gescheiterten Rebrand

Wie sensibel der Umgang mit Markengeschichte sein kann, zeigte im August 2025 der Fall Cracker Barrel – eine US-amerikanische Restaurant- und Country-Store-Kette, die für ihr nostalgisches Markenbild bekannt ist. Das Unternehmen ersetzte sein ikonisches Logo mit dem „Old Timer“, der seit Jahrzehnten an einem Fass lehnte, durch eine minimalistische Variante. Was als Modernisierung gedacht war, wurde zum Kulturthema: Der Protest reichte von empörten Kunden bis zu Donald Trump, der den Schritt als Symbol eines Werteverfalls deutete. Der Druck wurde so groß, dass Cracker Barrel das neue Logo zurückzog und zum traditionellen Auftritt zurückkehrte. Ein Beispiel dafür, wie eng Markensymbole mit kultureller Identität verwoben sind – und wie riskant es ist, vertraute Codes ohne emotionale Übersetzung in die Gegenwart aufzugeben.

Retro Branding Beispiel Cracker Barrel Retro Branding Beispiel Cracker Barrel

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    Bildquellen:

    PepsiCo, Eastman Kodak, Burger King, Burberry Group, alle Public Domain, via Wikimedia Commons

     

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