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von Vicky
17.10.2019

Deutsches Superfood: Bei uns ist auch gut Kirschen essen

Seit Jahren werden Superfoods wie Acai-Beere & Co. als Superhelden unter den Lebensmitteln gehandelt. Die Wachstumsrate für einige der als extrem gesund geltenden Exoten geht aber seit 2018 zurück1. Deutsche Hersteller halten inzwischen mit Produkten aus der Heimat dagegen und schaffen einen neuen Trend: regionales „Superfood“.  Das Wirkversprechen bleibt: Heimische Helden wie Heidelbeere, Hirse und Kamille stehen den weit gereisten Super-Lebensmitteln im Nährstoffgehalt in nichts nach. Sie sind besser fürs Klima, weil lange Transportwege wegfallen. Nebenbei wird das Image der Heimat gestärkt. Und das kommt beim Endverbraucher doppelt gut an.

 

Regionalität schlägt Exotenimport

Superfoods wie Goji-Beere, Quinoa und Weizengras sind aus Müsli, Buddha-Bowl und Smoothie nicht mehr wegzudenken. Seit Jahren werten die Superlebensmittel nicht nur unsere Speisekarten, sondern auch unsere Vitaminhaushalte auf. Sie sind der Spiegel für unser gesteigertes Verlangen nach einer gesünderen Lebensweise. Schnell wurde mit der Erfolgsgeschichte exotischer Lebensmittel auch klar: Massenimporte aus Übersee lassen sich nicht so leicht in Einklang bringen mit dem Anspruch nach einem gesunden und gleichzeitig nachhaltigen Lebensstil. Die negativen Konsequenzen fürs Klima als Folge dieses Gesundheits-Egoismus sind bekannt. Ein großer Gewissenskonflikt für aufgeklärte Verbraucher.

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So ausgefallen der Name der Goji-Beere auch klingen mag, die wenigsten wissen: Sie wächst auch bei uns. Völlig unnötig also, die feurigrote Beere aus China oder der Mongolei zu importieren. Im asiatischen Raum wird die Goji-Beere schon seit rund 5000 Jahren als Heilmittel verwendet. Bei uns heißt die beliebte Trendbeere einfach Gemeiner Bocksdorn, wird unter anderem in Süddeutschland in Demeter-Qualität angebaut und ist in Müsli sehr beliebt.

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Das neue Level der Nachhaltigkeit

Eine Lösung für gesunde Nachhaltigkeit heißt regionales Superfood. Gut, dass wir Sauerkirsche, Hirse und Hagebutte seit Jahrhunderten in Deutschland anbauen. Ernährungswissenschaftlich sind sie nachweislich vergleichbar prall gefüllt mit Vitaminen und Nährstoffen wie die fernen Verwandten. Unsere Sauerkirsche enthält sogar mehr Antioxidantien als beispielsweise die Acai-Beere aus Südamerika – und ist im Vergleich dazu deutlich günstiger. Ein weiterer Vorteil von regionalen Lebensmitteln: Wir bekommen sie frisch und nicht nur getrocknet. Damit genießen wir auch eine größere Vielfalt bei der Zubereitung. Und die Sauerkirsche ist nicht die einzige heimische Frucht, die es mit dem ausländischen Superfood locker aufnimmt:

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Die neue Nachhaltigkeit

Verzicht lautete das alte Glaubensbekenntnis bei Lebensmitteln zugunsten des Klimaschutzes. Auf so manches Obst oder Gemüse haben Hardliner in der Konsequenz sogar lieber ganz verzichtet. Seitdem ist viel passiert: Mit der Rückbesinnung auf Regionalität hat sich die Nachhaltigkeit von der Pflichterfüllung zu einem positiven Lebensgefühl weiterentwickelt und ein Wohlfühllevel erreicht: authentisch und genussorientiert. Allseits bekannte Früchte, Getreidesorten oder Samen erleben ein Revival und vollziehen den Imagewandel. Aus alten Gemüse- und Obstsorten werden die neuen Heimathelden.

 

Heimisch und gesund: Die Nachhaltigkeit 2.0, wie sie vom Zukunftsinstitut Hildesheim genannt wird, stärkt nicht nur regionale Wertschöpfungsketten und das Bewusstsein für eigene Produkte, sondern ist auch eine langfristig wirksame Methode, das Klima zu schonen – und macht uns als Verbraucher auch ein wenig stolz auf unsere Heimat, oder?

1: Will, Birgit: Auf Exotik folgt Heimat, in: Lebensmittel Zeitung. Ausgabe 19 vom 10.05.2019, S. 34.


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